Deutsche Bahn „Der Fan“ #ICE25: Über dieses Video diskutiert das Netz – warum?

Das Jubiläum – 25 Jahre ICE – feiert die Deutsche Bahn zurzeit u. a. mit einem Werbevideo, das schlicht „Der Fan“ heißt. Doch im Netz wird das Video stark und z. T. kontrovers diskutiert. Warum eigentlich?

Im Video selbst sehen wir einen jungen Mann, der für seinen (anonymen) roten Lieblingsverein durch ganz Deutschland fährt. Er ist ein Fan. Er verfolgt jedes Spiel, hat seinen favorisierten Spieler, mit dem er jubelt und leidet. Als er vom ICE aus den Mannschaftsbus sieht, tippt er aufgeregt auf seinem Smartphone. Erst am Ende des Videos erfahren wir, dass sein Lieblingsspieler – derjenige, mit derm jubelte und litt – sein Partner ist. Der Fan war also gar keiner sondern (analog zur Spielerfrau?) ein Spielermann.

https://youtu.be/2j80tCzDZgU

Link hier.

Süßes Ende

Erstmal will ich loswerden, dass mir das Video gut gefallen hat. Es wurde eine niedliche Geschichte erzählt – und auch wenn ich selbst kein großer Fußballfan bin, konnte ich mit dem Fan sympathisieren. Dass der Fan am Ende gar keiner war, sondern die bessere Hälfte eines Spielers war ein netter Zwist. Die Deutsche Bahn bzw. die verantwortliche Marketingagentur hat das auch sehr dezent und unaufgeregt in Szene gesetzt.

Die Schluss-Szene: Der Fan steigt aus dem ICE aus, sieht seinen Lieben. Beide umarmen sich leidenschaftlich auf dem Bahnsteig und gehen Hand in Hand weg. Fertig, aus, Applaus, nach Haus. Mehr muss auch nicht sein. Beide haben einander wieder und das genügt.

Unwichtig: Er ist halt schwul, ja und?

Ein Teil der Diskussion im Netz eskalierte um den Sachverhalt, dass der Spieler und der Fan in einer Beziehung sind; also schwul. Soweit ich weiß ist Homosexualität im Profi-Fußball nach wie vor ein Tabu-Thema. Gilt das nur bei den Männern? Wie verhält es sich im Frauenfußball? Schreiben Sie mir doch bitte einen Kommentar. Mich würde eine Antwort interessieren.

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Viel wichtiger: Was macht die Bahn richtig? Genau, Storytelling!

Doch viel bedeutender als die sexuelle Orientierung ist: Wenn die DB gerade etwas richtig macht in ihrem Marketing dann ist es – ähnlich wie Edeka letztes Weihnachten mit #heimkommen (Sie wissen, welches Videos ich meine) – Storytelling. Edeka hat mit dem einsamen Opa, der am Ende seinen eigenen Tod vortäuschte, um die Familie an den Gabentisch zu bekommen, eine Geschichte erzählt. Die Deutsche Bahn tut das auch.

Wir verfolgen den Fan und seine Story. Wie er von Spiel zu Spiel tingelt. Wir nehmen emotional Anteil an ihm und seinem Schicksal. Das macht ihn zum Protagonisten der Geschichte, mit dem wir uns identifizieren. Genau das macht die Deutsche Bahn auch richtig: Sie drängt sich als Marke nicht auf, sondern erzählt eine Geschichte. Erst am Ende wird deutlich, von wem der Beitrag stammt.

Christian Allner, M.A.
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