Wer im Ausland online einkauft, muss nicht nur häufig draufzahlen, sondern läuft auch Gefahr, stärker ausspioniert zu werden.
In den letzten Jahren nahmen die datenschutzrechtlichen Entscheidungen am Bundesgerichtshof zu. Und auch das Grundsatzurteile des Europäischen Gerichtshofs wie zu Google (Stichwort: Recht auf Vergessenwerden) oder dem gekippten Safe-Harbor-Abkommen schlägt nach wie vor Wellen. Das beeinflusst auch Online-Shops und deren Datenpolitik. Speziell Europa ist wieder einmal ein rechtlicher Flickenteppich, doch deutsche Kunden können aufatmen: Die Europäische Union hat hier wirklich gute Arbeit geleistet und einige wichtige Kaufrechte festlegen können. Dummerweise betrifft dies vor allem Versandbedingungen und weitere Inhalte, aber nicht so sehr den Datenschutz.
Wie sieht es mit dem Datenschutz im Ausland aus?
Sind Sie im Urlaub in Brüssel, Bukarest oder Beijing, sind Sie kein Deutscher mehr. Die IP-Adresse, von der aus Sie sich einwählen, liegt in Ländern, die ein anderes Datenschutzniveau tragen. Das kann bedeuten, dass Online-Shops wesentlich mehr persönliche Daten abgreifen als sonst, weil man Sie für einen Belgier oder Chinesen hält. Das kann besonders ärgerlich sein, wenn Sie beispielsweise Software-Downloads kaufen wollen. Manche Länder blockieren bestimmte Produkte komplett.
Das Prinzip ist natürlich bekannt: YouTube sperrt auch manche Videos in Deutschland, die britische BBC gibt ihre iPlayer-Mediathek nicht für ausländische Zuschauer frei genauso wie viele US-amerikanische TV-Netzwerke und Anbieter wie Netflix manche Programme nur innerhalb der USA abspielen. Vor dasselbe Problem können Sie auch als Deutscher stoßen, wenn Sie sich im Ausland befinden und in Deutschland einkaufen wollen.
Mit spezieller Software können Sie aber die Online-Shops austricksen und auch in fernen Ländern mit heimischer IP-Adresse surfen.
1. Den richtigen Browser wählen
Zunächst gilt auch im Ausland die Wahl des richtigen Browser als wichtig. Wir hinterlassen beim Surfen im Netz immer Spuren. Online werden Datenschutztrainings angeboten, um mit dieser Gefahr kompetent umzugehen. Ich selbst veranstalte ab März auch wieder meine Workshop-Reihe Datenschutz und Social Media. Es empfehlen sich Open-Source-Browser wie Firefox. Google Chrome ist ein zweischneidiges Schwert, genauso wie Edge oder Safari.
Wer einen sichereren Schutz möchte, sollte zudem auf eine Verschlüsselung setzen. Hier empfiehlt sich das Tor Browser Bundle. Das Tor-Projekt nutzt hierbei den Firefox-Browser als Grundlage und loggt diesen in das Tor-Anonymisierungs-Netzwerk ein. Das Netzwerk sucht zwar zufällig nach IP-Adressen, aber mit etwas Programmierkenntnissen kann man auch feste IP-Adressen bspw. in Deutschland nutzen.
2. Proxy und VPN
Besser noch als der Tor-Browser, den man erst installieren muss, sind aber Plugins oder Add-Ons: kleine Programme, die direkt im Browser installiert werden. Ein Proxy verändert dabei die ursprüngliche bspw. französische IP-Adresse, indem die Anfrage über einen Server in einem anderen Land geleitet wird. Dieser Server stellt dann die direkte Anfrage und leitet die Ergebnisse wieder zurück. Eine Form von stiller Post also. VPN funktioniert in der Anwendung nach einem ähnlichen Prinzip.
Bekannte Proxy-Add-Ons sind Anonymox, Stealthy und FoxyProxy für den Firefox-Browser. Bei allen Add-Ons kann man aus einer Reihe von Ländern wählen, aus denen man stammen möchte. So können Sie nationale Beschränkungen überwinden und auch im Urlaub das gewohnte Kauferlebnis im heimischen Shop von einer deutschen IP-Adresse und mit deutschem Datenschutz genießen.
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